Donnerstag, 19. Januar 2012

Facebook: Der Freunde stille Schar


2011 wollte auch ich endlich wieder Teil einer Jugendbewegung sein und habe mir deshalb einen Facebook-Account eingerichtet, Datenschutz hin oder her. Hej, ich bin ein solider Mensch und habe nichts zu verbergen vor...

... Heimatschutzministerien, Spam-Vermailern, Vermietern, Kreditgebern, Nachbarn oder Chefs.*

Sehr schnell habe ich dann gelernt, meine Buch-, Musik- oder Filminteressen eher für mich zu behalten, um meiner Pinnwand keine Massendrucksachen zuzumuten. Und natürlich habe ich mir Facebook-Freunde zugelegt oder bin von ihnen zugelegt worden. Von denen wiederum heften aber nur wenige mal einen Zettel an meine oder auch nur die eigene Wand. Ausnahme sind a) Very Digital Natives oder b) Leute, die selbst beruflich mit Kommunikation zu tun haben.

Das kann Verschiedenes heißen. Vielleicht führen die Freunde ja trotzdem alle ein ganz wwwwildes Facebook-Leben - an dem sie mich nur nicht teilhaben lassen. („Ach ja, der Mario, lieber Kerl, aber doch schon älter; schonen wir lieber seinen Kreislauf. Eigentlich konnte ich den Typen sowieso nie leiden.“) Wobei ich eher glaube, dass auch Facebook vom Hype zum Utilitarismus geworden ist: Man ist dabei und pickt das für sich Nützliche heraus. Für mich sind das zum Beispiel Links, auf die ich selbst nicht gestoßen wäre, wohl aber ein Facebook-Freund. Oder der entspannende Smalltalk zwischendurch. Und weil zwar auch manche der realen Freunde, aber eben nicht alle auf Facebook sind, schreibt man ansonsten doch immer noch oder wieder Mails.

Vielleicht ist es mit Social Media ja wie beim schon x-fach totgesagten Fernsehen in Fernsehern. Zuerst ist die Serie neu und spannend und man mag keine Folge verpassen. Aber dann geht bei Emergency Room zuerst Doug Ross und mit ihm George Clooney, und dann stirbt auch noch Mark Green. Man bleibt noch eine Staffel oder zwei dran, guckt aber nicht mehr jede Folge und fängt an, nebenher Zeitung zu lesen. Und irgendwann hat man das Interesse völlig verloren, weil etwas Neues verlockend blinkt.

Vielleicht sollte ich mich ja bei Xing anmelden.*

*Achtung: Dieser Satz könnte Spuren von Euphemismus enthalten.



Foto: Spreepark Berlin, auch schon seit Jahren still